Tenerife ๐Ÿ‡ช๐Ÿ‡ธ



In Deutschland wird's ungemütlich. Das Schmuddelwetter sorgt nicht gerade für gute Laune. Mein Vitamin-D Vorrat ist aufgebraucht. Die Reiselust steigt. Memmingen nach Teneriffa und zurück für 100 Euro - Ryanair macht's möglich. Gemessen an der Flugzeit ist das wahrlich ein Schnäppchen. Die Reise nach Teneriffa steht schon lange auf meinem Programm. Nicht zuletzt wegen der Teide-Besteigung (Spaniens höchster Berg). Außerdem möchte ich den ersten Prototyp meines selbst entwickelten KKK (Kopf-Kissen-Keil) mit Rucksackfunktion ausgiebig testen. Und natürlich die Sonne, das leckere Essen genießen sowie mein Spanisch auffrischen. Auf den Kanarischen Inseln hat's ganzjährlich zwischen 20 - 30 °C . Auch nachts. Optimale Bedingungen zum draußen nächtigen. 

Planlos ging die der Plan los. Vom Flughafen Süd (Teneriffa hat zwei Flughäfen) bin ich einfach in den nächsten Bus eingestiegen. Rausgekommen bin ich in Santa Cruz, der Hauptstadt Teneriffas. Die Stadt hat es mir allerdings nicht angetan. Auf Neudeutsch würde man sagen: es hat nicht gevibed. Die Kellnerin vom Café gab mir einen heißen Tipp: Anaga Gebirge. Mit dem Bus ging's die schmalen Straßen hinauf auf knapp 1000 m. In diesem Gebirge dominiert Lorbeerwald und Nebel. Ein immer feuchtes Gebiet im Nordosten der Insel, deren Landschaft sich vom Rest der Insel deutlich abhebt. Als ich am nächsten Morgen meine eigenen Füße vor lauter Nebel kaum sehen konnte, war mir klar, dass es in Richtung Süden weitergeht. Schließlich wollte ich meinen Vitamin-D Pegel wieder auf Vordermann bringen.

In 'La Laguna' angekommen war das Wetter sofort deutlich besser. Die Sonne blickte ab und zu mal durch die Wolkendecke. La Laguna ist mit rund 150.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Teneriffas. Zudem viel schöner und entspannter als die 'Fabrikstadt' Santa Cruz. Viele Fußgängerzonen, in denen Bar's und Cafe's für eine Pause einladen. Über den Weihnachtsmarkt musste ich schmunzeln, da die Locals bei 20 °C mit Winterausrüstung für meinen Geschmack etwas overdressed waren. Die Weihnachtsdeko in fast allen Städten konnte sich sehen lassen. Lichtershows, Musikeinlagen und Tanzshows lassen die Vorfreude auf Weihnachten steigen. Einen Coffee-Shop gab's auch. Oder wie man das mittlerweile nennt: 'Social Club'. Soll in Deutschland ja auch demnächst so kommen. Da bin ich mal gespannt, wer hierzulande den ersten Club eröffnen wird. Einen Verdacht habe ich bereits. Jedenfalls gutes lokales Gras aus Teneriffa. Dennoch zu wenig Sonne. Drum ging's weiter Richtung Westküste nach Tejina ins Lagarto Hostel. Dort habe ich einige inspirierende Leute kennengelernt. Geschlafen habe ich im Vorzelt zweier Schwedinnen, da das Hostel bereits ausgebucht war. Nicht unbequem.

Mit Ayla aus Wales und der deutschen Vizemeisterin im Lacrosse, Sofie, habe ich mich in den Süden begeben. Sofie kennt dort einige atemberaubende Strände. Sie sollte Recht behalten. Meine erste Strand-Empfehlung geht raus an den Playa 'La Caleta de Adeje'. Der abgelegene Hippie-Strand glänzt in allen Kategorien. Der gut 40-minütige Fußmarsch dorthin verhindert eine Überflutung von Pauschalurlaub-Touristen. Die Nacht habe ich mit meinem Schlafsack im Sand bei Lagerfeuer verbracht. Insgesamt waren wir zu viert: ein verrückter Deutschen (auf Shrooms hängengeblieben) einen Schweizer (der Feuermeister) und die Ungarin Kata. Sehr amüsanter Abend.

Aber dann genug mit Genießen - es wurde Ernst: Die Teide Besteigung, der Hauptgrund meiner Teneriffa-Reise, stand an. Als ich Kata von meinem Vorhaben erzählt habe, war sie sofort mit an Bord. Wir haben uns am nächsten Tag gemeinsam auf den Weg zur Talstation des Teides gemacht. Ein dänisches Pärchen hat uns dorthin mitgenommen. Der Ausgangspunkt der Teide-Besteigung liegt auf 2.250 m. Nachts wurde es ziemlich frisch. Umso besser, dass Kata mit einem Zelt unterwegs ist, in dem wir noch ein paar Stunden geschlafen haben. Um pünktlich zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein, sollte man gegen 2 Uhr in der Nacht starten. Die Besteigung gilt als sehr anspruchsvoll, aber nicht als gefährlich. Zumindest solange kein Schneesturm aufzieht. Man benötigt eine Genehmigung für die Besteigung der letzten rund 300 m. Diese bekommt man nur, wenn man lange genug im Voraus reserviert (2-3 Monate). Kompletter Schwachsinn... Die Kontrollposten sind jedoch erst ab 9 Uhr in der Früh besetzt. Davor kann man problemlos passieren. Kata war ihr Gepäck heilig. Sie wollte ihr Gepäck nicht zurücklassen und hat so alles mit hochgeschleppt. Das waren bestimmt 20 kg. Meine Überzeugungsversuche schlugen ein ums andere Mal fehl. Jedenfalls hat sie einen neuen Teide-Gepäck-Rekord aufgestellt. Der Ire Alex, den wir auf dem Weg getroffen haben, war sich sicher: Sie muss eine ungarische Gewichtheberin sein. 

Die ersten paar Kilometer waren sehr angenehm. Es war stockdunkel und die Umgebung ähnelte einer Mondlandschaft. Dann wurde es heftig: Der Anstieg auf Wegen mit teilweise großem Geröll hat begonnen. Die hohen 'Stufen' haben die Oberschenkel zum Brennen gebracht. Die Luft wurde mit jedem Schritt dünner und kälter. Gefroren hat es mich nie. Nach rund 5 Stunden haben wir es dann passend zum Sonnenaufgang an den Aussichtspunkt 'La Fortaleza' auf 3.400 m geschafft. Der Sonnenaufgang hätte atemberaubender nicht sein können. Zur Belohnung gab's ein Zug vom Nüsschen. Dann bin ich - im Schlafsack eingewickelt - meiner Müdigkeit erlegen und erst wieder kurz vor 9 Uhr aufgewacht. Als ich mich umgedreht habe, sah ich ihn also aus nächster Nähe. Doch wir mussten uns beeilen, um noch rechtzeitig am Kontrollposten vorbeizukommen. Und wir hatten Glück: Es war bereits nach 9 Uhr, allerdings noch keine Park-Ranger am Posten. Der finale Aufstieg zum 'Pico del Teide' hatte es in sich. Die Steigung war unnormal anstrengend. Doch wir hatten es geschafft. Spaniens höchster Berg mit über 3.700 m, der zugleich ein Vulkan ist, check โœ“. Wir haben's uns im windstillen Vulkankrater gemütlich gemacht und die Aussicht genossen. 4 der 6 kanarischen Inseln waren mehr als deutlich zu erkennen. Fuerteventura und Lanzarote haben sich im Osten hinter der Wolkendecke versteckt. 

Der Abstieg hatte es ebenso in sich. Zumal mich der Ranger vom Nationalpark verwiesen hat mit der Begründung, ich dürfe mich nicht im Krater aufhalten. 'No sabia, perdon'. Jedenfalls wurde er mir unsympathisch, als er mir mit 'I call the Agency' gedroht hat. Was auch immer er damit gemeint hat, es klang irgendwie aufregend. Sein Angebot, mit der Gondel 'for free' nach unten zu fahren, um so schnellstmöglich von hier zu verschwinden, habe ich dankend abgelehnt. Er hat uns noch ein paar Meter nach unten begleitet und mir mit den Worten 'if I see you here again you will be arrested' quasi lebenslanges 'Hausverbot' erteilt. Der Abstieg hatte auch seine schöne Seite. Die Umgebung bei Tageslicht zu sehen, erweckt einen völlig neuen Eindruck von der genialen und einzigartigen Landschaft. Gleichzeitig ein gutes Gefühl, den entgegenkommenden Personen Mut für die noch kommenden Anstiege zu machen. Einer davon war Alex, den wir am Parkplatz wieder getroffen haben. Er hat uns zurück nach 'Los Cristianos' ins Warme gebracht.

Die kommende Nacht habe ich an einer Klippe verbracht. Mit Blick auf das Meer natürlich. Kulinarisches Highlight waren die Zucchini-Röllchen mit geschmälzten Zwiebeln, die in Honig getaucht waren, sowie das knusprigste aller Naan-Brote beim Inder in La Tejita. In diesem Örtchen befindet sich der gleichnamige Strand, für den meine zweite Strand-Empfehlung rausgeht. Ein ebenso überragender Sandstrand ohne jedes Wölkchen am Himmel. In der letzten Nacht konnte ich dann meine Hängematte endlich testen. Das Problem zuvor war gewesen, dass es an all den genialen Orten weder Bäume noch irgendwelche anderen Aufhängemöglichkeiten gegeben hatte. Geschlafen habe ich unter einer Veranda einer Outdoor-Bar direkt an der felsigen Küste. Leider hat mich der total übermotivierte Besitzer um 6 Uhr morgens mit seinem Dampfstrahler geweckt, als er seine Terrasse damit gereinigt hat. Ich machte mich zu Fuß auf den Weg zum nahegelegenen Flughafen, von wo aus es zurück ins regnerische Deutschland geht.

Der KKK hat Reisen für mich auf ein neues Level gehoben. Ob Backpacking oder Strandurlaub, Wandern oder Zelten: Der höhenverstellbare KKK mit Rucksackfunktion überzeugt in allen Punkten und macht Reisen zum Luxuserlebnis.