Die Busfahrt nach Iruya ist wieder mal ein absolutes Abenteuer. Dieser Weg wird kein leichter sein, sondern steinig und schwer. In Serpetinen steil bergauf, dann wieder steil bergab. Asphalt gibt es keinen, sondern Steine und Staub. Entgegenkommende Fahrzeuge können nur mit haargenauen Maneuvern passieren. Der Bus erinnert an einen ausgemusterten deutschen aus den 90-er Jahren. Dass ich während meiner gesamten Reise noch keine einzige Panne mit Bus oder Auto gehabt habe, grenzt an ein Wunder. Die Landschaft jedenfalls ist mitreißend.
Iruya würde ich als Kaff in den Bergen bezeichnen. Zweigeteilt durch einen Fluss (etwa so wie Ulm und Neu-Ulm) und miteinander verbunden durch eine unverhältnismäßig große Brücke. Direkt daneben der Fußballplatz. Oder besser gesagt Hartplatz. Phänomenal.
Zu meiner Verwunderung gibt es überall im Dorf Strom, denn es führen Stromtrassen kilometerlang durch die Pampa. Ein unglaublicher Aufwand, um ein paar hundert Menschen mit Strom zu versorgen. Sonne, Wind und Wasser (was hier reichlich vorhanden wäre) werden zur Stromerzeugung nicht genutzt. Zu teure Technik sei dafür notwendig meinte ein lokaler Architekt zu mir.
In Iruya selbst gibt es nicht viel zu tun oder zu sehen. Wir haben uns ins benachbarte Dörfchen San Isidro aufgemacht und beim dreistündigen Fußmarsch die herrliche Natur und Tierwelt genossen. Im Dorf angekommen konnte ich meinen Augen nicht glauben: Verkleidete Menschen hüpfen um die Kapelle und werden dabei musikalisch begleitet. Einige haben Kuhmasken auf, andere Pferdemasken. Der Rest ist einfach nur verrückt gekleidet. In regelmäßigen Abständen ertönt ein lauter Knall, verursacht durch eine Schreckschusspistole. Ein junges Mädchen ist für die Kirchenglocken zuständig. Sie zieht rhytmisch am Seil. Ein paar Mal tanzen alle im Kreis um die Kapelle. Zunächst war's etwas verstörend. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass es sich hier um eine Zeremonie für die Kühe handelt, die zu dieser Jahreszeit von den Bergen zurück ins Dorf kehren. Also etwa vergleichbar mit dem Allgäuer Almabtrieb. Nur viel lustiger und ohne Bierzelt.
Zwei Nächte in Iruya reichen uns. Zusammen mit den Mädels geht's nach San Salvador de Jujuy, der Hauptstadt der Provinz Jujuy und für mich anschließend nach Bolivien.
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