In Uruguay beginnt für mich ein neues Reise-Zeitalter: Andere Sprache, uruguayanische Gelassenheit, Herbstwetter, gute Straßen, deutsche Preise, neue Währung (uruguayanische Peso), geringe Bevölkerungsdichte, saubere Luft, trinkbares Leitungswasser und hohe Sicherheit in einem der demokratischsten Länder der Welt. Ich entschließe mich dazu, mit Trampen zu beginnen. Die Tramper-Erfahrung beginnt bereits in Brasilien, in Pelotas (200 km südlich von Porto Alegre). Insgesamt benötige ich 8 Lifts und 1,5 Tage, um nach Punta del Diablo zu gelangen. Ich bin zufrieden. Die sicherlich erwähnenswerteste Fahrt war mit einem 80 Jahre alten Truck, dessen Scheibenwischer nicht funktionieren. Bei Starkregen muss er Pause machen. Die Nacht habe ich gemeinsam mit zwei argentinischen Bike-Travellern an einer Raststätte vor der brasilianisch-uruguayanischen Grenze verbracht.
Der Grenzübergang in der südlichsten Stadt Brasiliens (Chui) erinnert an den Grenzübergang von Baden-Württemberg nach Bayern bei Ferthofen. Keine Kontrollen. Lediglich drei schwer bewaffnete Soldaten, die das Uruguay-Spiel im Fernseher verfolgen. Die größte Sorge der Grenzpolizisten war es, das freilaufende Pferd nahe der Straße einzufangen. Mit Erfolg! Ich habe den Grenzübergang per Fuß passiert. Dabei tötet man zwangsweise einige schwarze Käfer, die massenhaft auf dem Weg rumliegen. Scheint hier wohl eine Käfer-Plage zu geben.
Ich bin nachts in Punta del Diablo angekommen. Mein Zelt habe ich am Strand zwischen Sanddünen aufgeschlagen. Das hat den dort lebenden wilden Hunden eher weniger gefallen. Keliner Tipp: Schuhe nicht vor dem Zelt stehen lassen, sondern immer mit ins Zelt nehmen. Sonst fehlt mindestens einer. Zum Glück habe ich den am nächsten Morgen rund 500 m entfernt wieder gefunden.
Punta del Diablo heißt übersetzt so viel wie 'Kap des Teufels'. Warum weiß ich nicht. Aufjedenfall ist PdD bekannt als das Hippie-Dorf von Uruguay. Dort leben rund 3.000 Menschen. Fast eine Großstadt für uruguayanische Verhältnisse. Im gesamten Land leben so viele Menschen wie in Berlin. Verteilt auf einer Fläche von halb Deutschland. Die Hälfte davon in der Hauptstadt Montevideo. Man muss kein Mathe-Genie sein, um auszurechnen, wie viel unbewohnte Landschaften es hier geben muss. PdD überzeugt mit seiner Ruhe und Natur. Es gibt hier herrliche Strände und den wahnsinnig schönen Nationalpark 'Santa Teresa'. In Uruguay ist bereits Herbstwetter. Nebensaison. Wenige Touristen. Für mich kein Problem.
Bei meiner Wanderung durch Santa Teresa sind mir einige interessante Tiere begegnet. Eine Wildschwein-Kompanie hat mir den Weg zum Aussichtspunkt blockiert und versucht mich zu attakieren. Ich habe mich hinter einem Zaun in Sicherheit gebracht. Eine Capivara-Familie hat mich beim passieren beobachtet und ein Strauß hat mir seine deutlichen Geschwindigkeitsvorteile gezeigt. Man begegnet dort keinen Fußgängern. Nur Autos. Die Uruguayer scheinen ihre Autos zu lieben. Jedes Zweite ist ein Pick-Up. Gut zum Trampen. Ab zehn Uhr ist es mucksmäuschenstill im Städtchen. Wenn man nach dieser heiligen Uhrzeit für Lärm sorgt, wird man zum Staatsfeind erklärt. Ein enormer Kontrast zu Brasilien, wo 24/7 laute Musik aus allen Himmelsrichtungen dröhnt. Die einzige Gemeinsamkeit mit Brasilien: Das Toilettenpapier muss in einen separaten Mülleimer geworfen werden. Bei Missachtung droht Verstopfung.
Nach vier Tagen genug von PdD. Es geht weiter an der Küste entlang. Wohin weiß ich nocht nicht.
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