Buenos Aires

Veröffentlicht am 7. Mai 2023 um 08:05

Nach Brasilien und Uruguay also Argentinien. Mein drittes Land außerhalb von Europa. Von Uruguay aus nehme ich die Fähre rüber nach Buenos Aires. Der Hauptstadt und zugleich einer der größten Metropolen unserer Erde. In und um Buenos Aires leben in etwa die Hälfte der insgesamt rund 55 Millionen Argentinos. Einige Traveller haben mir bereits von der Schönheit Buenos Aires berichtet und wie schwer es sei, dort wieder wegzukommen. Mir sollte dasselbe wiederfahren...

Aber der Reihe nach. Zunächst zum Wichtigsten: den Mädels. Nach Brasilien war ich mir sicher: das Land mit den schönsten Mädels der Welt. In Argentinien wurde ich schnell eines besseren belehrt. Genau mein Ding! 

Die Argentinos machen in Sachen Finanzen eine schwierige Zeit durch. Der argentinische Pesos erreicht während meines Aufenthaltes in BA ein neues Rekordtief. Die Inflation ist mächtig und nur schwer zu beziffern. Die täglichen Schwankungen sind enorm. Zu Beginn habe ich für einen Euro rund 400 Pesos bekommen. Vier Wochen später sind es bereits 500. Im Jahr 2001 war der Wechselkurs noch 1:1. Das Vertrauen in die Regierung sinkt weiter. Die korrupte Regierung sei laut den Argentinos der Hauptgrund für das Elend. Die Argentinos lassen sich davon allerdings nicht aus der Spur bringen, denn sie lieben ihr Land. Und das spürt man. Nicht zuletzt hat man das an den Feierlichkeiten für den WM Titel beobachten können.

Die meiste Zeit verbringe ich mit meinem französischen Kollegen Carlito, den ich bereits in Brasilien kennengelernt habe (zu erkennen an seinen langen Haaren). Wir mieten uns gemeinsam Airbnb's, da dies komischerweise günstiger ist als der Aufenthalt in Hostels. Lust auf Europäer habe ich sowieso auch keine. Die meiste Zeit verbringen wir mit Einheimischen auf der Straße, in Bars/Clubs oder in Parks. BA hat alles zu bieten, was man sich so vorstellen kann. Jeden Tag ein Event wie z.B. Konzert, Fußballspiel, Technoparty, Hausparty, usw. Oft fühle ich mich etwas beobachtet von den Argentinos. Vielleicht liegt es an meinen Outfits, die nicht so ganz dem einheimischen Stil entsprechen. Denn in BA kleiden sich die Menschen extrem elegant. Ich hingegen mit meinen weißen Techno-Latschen (die längst mehr schwarz als weiß sind), grün-blauen Stricksocken, die ich von Mutti zu Weihnachten bekommen habe, Robin's Jogginghose, dem beigen Namenslos-Shirt und der Inter-Trainingsjacke, wegen der ich des Öfteren für einen Brasiliero gehalten werde. Definitiv nicht weniger schick. 

Mein Biorhytmus hat sich wieder dem Deutschen angepasst. Inkl. Zeitverschiebung versteht sich. Party bis sechs Uhr. Dann After. Hier beginnen die Partys spät. Vor 2 Uhr AM ist man mit großer Wahrscheinlichkeit der Erste auf der Party. Partytechnisch hat BA alles zu bieten: Tango, Batchata, Salsa, Kumbia und vor allem Techno. Techno auf Champions League Niveau. Die bekanntesten DJ's der Welt legen hier auf. Sehr zu empfehlen: Avantgarden. Freier Eintritt. Gute Musik. Draußen. Mädels. Zum Mädels aufreißen geht man am besten auf eine Kumbia-Party. Das Männer-Frauen-Verhältnis dort 75:25. Paradies für jeden Aasgeier. Aber auch Tangobars = Milongas haben mich mehr als überzeugt. Die beste Nacht definitiv in 'La Catedral' , in der nachts um 3 Uhr randomly Musikanten einmarschiert sind, ihre Gitarren gezückt haben und draus los gespielt und gesungen haben. Getanzt wurde selbstverständlich auch. Atemberaubend. 

Wer auf Fußball steht, ist in BA natürlich am richtigen Fleck. Boca Juniors und River Plate. Die zwei größten Clubs Argentiniens. Boca's Historie mit Maradona hat den Club weltweit bekannt gemacht. Das 'Estadio Bombonera' - die Spielstätte Bocas - längst zu einer Touristenattraktion geworden. Tickets kann man nur mit Connections ergattern. Meistens kosten die dann rund 100 Euro. Abzocke. Wir haben Diego kennengelernt, ein Boca Ultra. Über ihn haben wir günstigere Tickets und Zugang zum Fanblock erhalten. Zur berühmten 'Curva 12'. Dort spielt ein Fanfahrenzug. Mit Trompeten, Trommeln und allem, was eben dazugehört. Die Stimmung phänomenal. Der 'Fußball', den Boca spielt, grauenhaft. Derartig miserablen Live-Fußball habe ich in meinem Leben nicht gesehen. Und ich war schon in einigen Zweitligastadien unterwegs. Das hindert die Boca-Fans aber nicht daran, sich an Ihrer großen Liebe zu erfreuen. Nach der Niederlage wird ausgelassen gefeiert und alte Triumphe werden zelebriert. 

Meinen Abschied aus Buenos Aires habe ich einige Male vertagt. Eigentlich mag ich Großstädte ja nicht so, aber hier könnte ich sicherlich noch einige Zeit mehr verbringen. Mir fällt es zudem schwer, mich in diesem Beitrag kurz zu halten. Zu viel ist passiert. Ich könnte sicherlich einen 500 Seiten Roman verfassen. Die geposteten Bilder geben einen kleinen Eindruck in das Geschehene.

Die Reiselust ist dann doch zu groß geworden und ich mache mich nach insgesamt vier Wochen BA auf in den argentinischen Norden. Genauer gesagt nach Salta, um von dort aus nach Bolivien einzureisen. 


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