Unah Piracanga

Veröffentlicht am 30. Januar 2023 um 03:58

Die Fahrt ins Ökodorf 'Unah Piracanga' dauert gute 45 Minuten, obwohl Itacare gerade mal 6 km Luftlinie entfernt liegt. Der Weg kann noch nicht mal als Feldweg bezeichnet werden. Die Autos hier müssen einiges aushalten.

Hier angekommen habe mich sofort sehr wohl gefühlt. Die Leute sind überfreundlich (wie man in Deutschland sagen würde). Das Dörfchen ist sehr gepflegt und befindet sich mitten im Wald. Um ans Meer zu gelangen, muss man einen Fluss durchqueren. Das Dörfchen wird mit Solarstrom versorgt. Handy's darf man nur zwischen 8 und 16 Uhr laden. An sonnigen Tagen reicht der Stromspeicher bis Mitternacht. Danach ist es im gesamten Dorf dunkel. Passt zum Biorythmus der meisten hier, jedoch nicht so wirklich zu meinem.

Dieser Ort ist, wie ich im Laufe meines Aufenthaltes festgestellt habe, in ganz Brasilien bekannt. Künstler wie der brasilianische Schnulzensänger Nanan sowie die brasilianische Techno-Maus Fernanda Pistelli (ja, lohnt sich zu googlen) habe ich hier angetroffen.

Für rund 20 € bekommt man ein Bett im Schlafsaal (siehe Bild). Frühstück inklusive. Mittagessen und Abendessen bekommt man für je 5 €. Beim Frühstücken konnte ich aus nächster Nähe beobachten, wie Äffchen die Bananen vom Teller klauen. Hochinteressant, wie die schüchternen Primaten auf Bananen geiern.

Yoga und Meditationskurse (gibt auch noch andere) finden täglich statt. Es gibt auch eine Dorfsauna (reizt mich bei diesen tropischen Außentemperaturen aber mal so gar nicht). Vor ein paar Jahren hätte ich noch gelacht, wenn mir ein Freund erzählt hätte, dass er Zeit mit Yoga und Meditationen verbringt. Heute lache ich darüber, wie naiv ich damals gewesen bin. Man muss es nur zulassen können...

Zum Glück sind Mia und Helen mit dabei. So kann ich mich in meiner Lieblingssprache unterhalten. Das fehlt mir bislang tatsächlich am meisten: S bleede Gschwätz auf Schwäbisch. Die Dusche mit Naturblick sind zudem erwähnenswert. Moskitos hat's hier wie Schnaken im Ried (drum die Netze ums Bett herum). Für mich nichts Neues. Abends gibt's Live-Musik und dazu unterschiedlichste Tänze. Jeden Abend. Echt lobenswert, wie viel Mühe sich die Eigentümer geben. Mir wär's manchmal lieber gewesen, sie hätten lediglich Dosenmusik mit Bob Marley oder irgendeinem flotten Beat gespielt.

Gegessen wird hier ausschließlich vegan. Fünf Tage vegan - das gab's für mich glaub noch nie. Alkohol, Tabak und der Kosum sonstiger Drogen sind strengstens verboten. Außerdem dürfen keine 'chemisch' hergestellte Shampoo's, Zahnpasta's oder Parfum's verwendet werden. Ich hab's gut überlebt. Gesprächsthema Nummer Eins ist die Psyche des Menschen und so Dinge 'wie man den Energiefluss im eigenen Körper beeinflussen kann'. Daraus sind hochinteressante Gespräche entstanden. Und wenn mir dieses Gesülze dann doch zu viel geworden ist, habe ich mich der Natur gewidmet.

Beim Dorf-Schamanen kann man sich zudem mit dem psychadelisch wirkenden Ayahuasca-Pflanzensud bei feierlicher Zeremonie in einen psychadelischen Zustand versetzen lassen. Während meiner Reise habe ich schon einige Leute kennengelernt, die das gemacht haben oder vorhaben zu tun. Die meisten sind begeistert und behaupten, dass sich ihr Leben dadurch verändert habe. Einige warnen auch davor: Man müsse dem Ganzen mit Respekt begegnen und sollte es nur dann tun, wenn man 'nach einer Antwort sucht'. Klingt mystisch, ist es irgendwie auch. Mal sehen, ob und wann ich dieses Zeug zu mir nehmen werde.

Ein absolutes Highlight war das Nacht- und Nacktbadeerlebnis im tropisch warmen Süßwasserfluss. Begleitet von hell leuchtendem Plankton und gigantischem Sternenhimmel konnte ich dieses Naturschauspiel gemeinsam mit nicht weniger sehenswerten Brasilieras genießen.

An diesem Ort habe ich zum ersten Mal mehr als nur eine Nacht am Stück gebucht. Normalerweise reserviere ich immer nur eine Nacht und schaue dann am nächsten Tag, ob ich bleiben oder gehen möchte. Sicherlich ein Zeichen dafür, dass man es dort gut aushalten kann. Mein Aufenthalt dauert insgesamt 5 Nächte, ehe mich dazu entschließe, wieder nach Itacaré zurückzukehren, um der 'Road to Rio' weiter zu folgen. Insgesamt eine wahnsinns  Erfahrung mit einigen inspirierenden Menschen. Endlich habe ich auch Zeit gefunden, um meinen Reiseblog voranzutreiben (...der euch hoffentlich nicht langweilt).


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