San José del Pacífico


Zum Glück hab ich auf die Gringos gehört! Was ein genialer Ausflug in die mexikanische Bergregion Oaxaca's. Eine absolute Empfehlung geht raus an San José del Pacifico. Ideal zum Runterkommen. Dafür sorgt die frische Bergluft und die nächtliche Kälte. Tagsüber angenehm warm. Bei Sonnenschein gefühlt 25 Grad. Das Wetter ändert sich quasi stündlich. Es ziehen Wolken auf, die in wenigen Sekunden plötzlich wieder verschwinden. Dieser Ort hat definitiv etwas magisches. Oder wie die Einheimischen sagen: "Feberero Loco - Marzo otro poco". Was so viel heißt wie: Der Februar und meistens auch der März spielen wettertechnisch verrückt. Ich hab das Wetterspektakel sehr genossen. Nicht zuletzt wegen den Ongos, die ich in gemütlicher Atmosphäre in meiner Hängematte reingeschmatzt habe. Einen schöneren Ort hätte ich mir dafür nicht ausmalen können. 

 

Mit dem Italiener Riccardo, den ich bei der Busfahrt nach SJdP kennengelernt habe, sind wir früh morgens zu dem Temazcalero Paco aufgebrochen, um dort unsere erste Temazcal-Zeremonie zu absolvieren. Paco lebt etwas abseits. Ein gigantischer Ort für eine Zeremonie. Temazcal hat seine Anfänge bei den Eskimos. Eben jene haben schon damals Feuersteine in der Mitte ihrer Iglus platziert, um sich ihr Leben so etwas erträglicher zu machen. Diese Tradition hat sich vor Jahrhunderten auch auf den amerikanischen Kontinent übertragen. Vor allem Mayas und Azteken haben es in die mexikanische Kultur integiert. Paco's Oma hat ihm sein ganzes Know-How vermittelt. Wir sind seine 4486-igste Zeremonie. Das ist eine Hausnummer.

Alles beginnt mit einem Feuer. Dann legt man rund zwanzig Feuersteine hinein und wartet, bis sie sich leicht weiß färben. Das bedeutet, dass der Stein die gewünschte Temperatur erreicht hat. In der Zwischenzeit haben wir Paco geholfen, den "Altar" zu richten. Dann ging es zur Danksagung für Patchamama über. Alles auf Spanisch. Weitere indigene Begriffe folgten, deren Bedeutung wir im Nachhinein erfahren haben. Immer wieder ertönten die Wörter "Ayo" gefolgt von "Hometelo". Zum Schluss des 'Gebets' hat Paco von seiner Caracol (Muschelhorn) Gebrauch gemacht. Ein unglaublich lauter angenehmer Ton dröhnt durch die Berge Oaxaca's. Die Steine haben nach rund dreißig Minuten ihre Temperatur erreicht. Zeit fürs Warme! Rein in das aus Lehm gebaute Temazcal. Das hat die Form eines Iglus. Paco hat nach und nach die Steine in der Mitte des Temazcal gelegt. Dann hat auch er sich neben uns gesetzt. Ab sofort herrscht komplette Dunkelheit. Paco hat begonnen zu trommeln und singen. Immer abwechselnd: Erst er, dann wir, dann alle. Die Hitze stieg an. Immer wieder hat Paco Wasser auf die Steine gespritzt. Es ist ja schließlich auch ein Dampfbad und keine Sauna. Nicht zu vergessen: Düfte. Rosmarin und Copal (Baumharze) dürfen bei keiner Zeremonie fehlen. Ein echt irres Gefühl. Aber zu keiner Zeit unangenehm. Im Gegenteil. Die Zeremonie im Temazcal hat gefühlt dreißig Minuten gedauert. Danach kalt abduschen und die Morgensonne genießen. Früchte und Tee zu sich nehmen sind ebenfalls zu empfehlen. Für zwanzig Euro definitiv kein Cent zu viel.

Im Anschluss gab es Mittagessen made by Paco: Nudelsuppe mit Apfel, Karotte und Kartoffeln. Als Beilage Quesadillas zum Tunken. Lemon und Chile dürfen natürlich nicht fehlen. Wie Paco einst sagte: 'Comida mexicana sin lemon y chile no es comida mexicana. Verdad! Danach haben wir einen Spaziergang durch seine Hood gemacht. Er hat uns zu seinen "Nachbarn" geführt, wenn man das so nennen kann. Einige Kilometer sind wir hinaufgestapft und haben auf halbem Weg einen Porrito puro genossen. México Magico!

 

Vieles mehr könnte ich über diesen nicht enden wollenden Tag erzählen, aber ich belasse es mal dabei. Zurück in meiner Unterkunft 'Alma Serrana' habe ich leckere Pasta genossen und mich bei Abendfeuer mit den rumlungernden Gringos unterhalten. Die meisten von ihnen haben von Oaxaca de Juarez geschwärmt. Der Hauptstadt Oaxaca's, die sich nur wenige Autostunden talwärts befindet. Das hat mich überzeugt und ich habe mich nach vier unglaublichen Tagen schweren Herzens von San José getrennt. Noch ein letztes Abendessen in meinem Lieblings-Comedor 'La Morenita' (Die Brünette), gefolgt von der sagenhaften heißen Schokolade, die sie dort ausschenken. Für'n Zehner geht's runter in die Hauptstadt. Fahrtzeit ca. vier Stunden. 


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